Entstehung und Geschichte
Das Zwiebelmuster entstand in den 1730er-Jahren in der Meissner Porzellanmanufaktur, es waren die Jahre großer Chinabegeisterung. Dieses Dekor besteht aus verschiedenen chinesischen Elementen wie Blumen und Früchten und entwickelte sich zu dem bekanntesten Muster des sächsischen Herstellers. Ursprünglich stammt das aufwendige Muster aus der der Ming-Periode. Andere chinesisch inspirierte Dekore des 18. Jahrhunderts von Meissen stellten beispielsweise den bunten chinesischen Schmetterling dar, ein Symbol für Liebesglück. Auch der leuchtend orangerote Ming-Drache gehört in diese Reihe. Doch kein Dekor reichte jemals an die Popularität des Zwiebelmusters heran.
Was stellt das Dekor wirklich dar?
Das Zwiebelmuster zeigt - inspiriert von ostasiatischen Porzellanen jener Zeit - exotische Früchte, wie Granatäpfel, Melonen, Pfirsiche, Zitrusfrüchte sowie Blüten und Pflanzen, die Bambus, Chrysanthemen, Päonien- und Lotusblüten darstellen. Meissen vereinfachte und veränderte die Malerei schematisch. In China gab es das Dekor nicht nur in der ursprünglichen Unterglasur blau, sondern auch in rosé.
Warum heißt es Zwiebelmuster?
An die Gefäßränder des Zwiebelmusterporzellans wurden symmetrische Granatäpfel gesetzt. Granatäpfel? Woher sollten selbst wohlhabende Landesbewohner Mitte des 18. Jahrhunderts solche fremden Früchte kennen? Die Meissner etikettierten das exotische Obst kurzerhand zur Zwiebel um. Endgültig setzte sich die Bezeichnung Zwiebelmuster in der Mitte des 19 Jahrhunderts durch. Bis 1850 hieß das Dekor die ordinäre Malerei, denn Malerei mit der blauen Farbe konnte auch von Lehrlingen ausgeführt werden.
Das in der Serie Botanica verwendete cremeweiße Vitro-Porzellan verfügt über eine hohe Bruchsicherheit und Ritzbeständigkeit. So sieht man dem Geschirr selbst nach einer langjährigen, intensiven Nutzung keine auffallenden Gebrauchsspuren an. Die farbigen botanischen Motive vermitteln auf dem sanft glänzenden Untergrund eine charmante Ästhetik, die einen Bezug zu Inhalten eines pflanzenkundlichen Nachschlagewerks vergangener Zeiten herstellt.
Wie ist das Herstellungsverfahren?
Die Entwicklung des Zwiebelmusters in der Meissner Porzellanmanufaktur ging einher mit dem Versuch, die kobaltblaue Unterglasur zu beherrschen. Das Zwiebelmuster wird auf das Biskuit (das entsprechende, unbehandelte Porzellanteil) aufgetragen, erst danach wird glasiert. Das Biskuit wirkt wie ein Löschblatt. Einmal aufgetragen, saugt das Material die Kobaltfarbe sofort auf, ein falscher Strich lässt sich nicht mehr korrigieren. Das Kobaltoxid ist mit fettigen Bestandteilen gemischt, die bei der Glasur Probleme verursachen würden. Das zweite Brennen - Temperaturen zwischen 700 und 800 Grad Celsius – baut das Fett ab. Anschließend werden die Teile in die Glasur getaucht und bei 1400 Grad Celsius gebrannt. Die Glasur wird klar und verschmilzt teilweise mit dem Kobalt. So entstehen die typischen sanften Verläufe des Musters und das Zwiebelmuster leuchtet in seiner zarten blauen Schönheit.
Zwiebelmuster aus heutiger Produktion ist gleich und ebenmäßig. Bei älteren Stücken lassen sich deutliche Unterschiede erkennen. Das liegt an der blauen Farbe, ihre Zusammensetzung schwankte im 18. und 19. Jahrhundert deutlich. Manchmal fiel sie heller aus, manchmal dunkler, manchmal waren die Konturen exakt, manchmal verwaschen.
Warum ist das Zwiebelmuster bis heute so beliebt und erfolgreich?
Warum ist das Zwiebelmuster so erfolgreich geworden? Das kann mehrere Gründe haben.
Statussymbol und Massenware
Zum einen gelangte in Deutschland das Zwiebelmustergeschirr zur Zeit der industriellen Entwicklung auf die bürgerliche Tafel. Es wurde ein Zeichen des Wohlstands und damit ein Statussymbol. Viele Porzellan- und Steingutfabriken ahmten - bis zur Jahrhundertwende - Dekorporzellan mit Zwiebelmuster nach, so entwickelte es sich zum Massenartikel.
Das himmlische Blau
Vielleicht spielt auch die schöne blaue Farbe eine Rolle. Die Meissner Manufaktur wurde 1710 begründet, als das Geheimnis des Porzellans entdeckt war. Gleich darauf begann die Suche nach einer blauen Glasurfarbe, so wie man es vom chinesischen Porzellan kannte. August der Starke rief eine Blaufarbenkommission ins Leben und lobte eine schwindelerregende Prämie von tausend Talern für das Rezept einer geeigneten blauen Farbe aus. Doch es dauerte über 20 Jahre, bis eine konstante blaue Unterglasur in guter Qualität entwickelt war. Auch hier hatte Meissen etwas Einmaliges geschaffen.
Formenvielfalt
Schönes Geschirr diente bei festlichen Tafeln auch als Gesprächsstoff. Es gab dekorative Teile wie eine Saliere - ein Gewürzgefäß - bestehend aus zwei Personen, die eine kleine Schale halten. Figürliche Elemente zierten den Tisch, Zentrum des Tisches war immer ein Tafelaufsatz - oft prunkvoll gestaltet. Das kunstvolle und abwechslungsreiche Zwiebelmuster regte vielleicht auch die Fantasie der Gäste an.
Robust und langlebig
Durch das Verfahren der Unterglasur ist das Dekor weitgehend geschützt vor Abnutzung, Kratzern oder Ausbleichen. Diese Haltbarkeit ist wahrscheinlich ein weiterer Grund für seine große Popularität. Modernes Geschirr kann je nach Herstellerangaben in die Spülmaschine. Wertvolle Sammlerstücke – vor allem mit Überdekorationen in Gold und verschiedenen Farben – sollten auf jeden Fall mit lauwarmem Wasser, milden Reinigungsmitteln und einem weichen Lappen von Hand gespült werden.
Noble Blue
Es gab zur Jahrhundertwende Versuche, neue blaue Jugendstildekore zu erschaffen und so das Zwiebelmuster zu ersetzen. Es blieb bei dem Versuch, das von Meissen geschaffene blau-weiße Zwiebelmuster ist bis heute das beliebteste traditionelle deutsche Porzellandekor geblieben. Mit dem Design Noble Blue erweckte Meissen das ikonische Zwiebelmuster vor einigen Jahren zu neuem Leben. Die klassischen Elemente, exotische Früchte und Blüten werden aufgegriffen und neu arrangiert.
Welche Hersteller haben Zwiebelmuster produziert?
Um 1880 gab es rund 30 andere Porzellanhersteller in Deutschland, die Zwiebelmuster herstellten. Um sich von diesen Nachahmern abzusetzen, beschloss die Manufaktur im Jahr 1888, die Schwertermarke mit ins Dekor zu setzen. Das Zwiebelmuster ist das einzige Meissen-Design, in dem sich die Schwerter vorne in dem Muster finden. Das ist ein sogenannter Terminus post quem, alle Objekte, die die Schwertermarke vorne im Zwiebelmuster tragen, sind nach 1888 gefertigt.
Namhafte Manufakturen, die Zwiebelmuster verwendete
- Meissen: Die Manufaktur erfand um 1730 das Zwiebelmuster, bis heute ist es ihr erfolgreichstes Dekor.
- KPM Berlin: Porzellan mit Zwiebelmuster von KPM stand auch bei Friedrich dem Großen auf der Tafel.
- Hutschenreuther: Fertigt seit 1930 das Zwiebelmuster, noch heute ist es ein Markenzeichen der bayerischen Firma.
- Kahla/Triptis: Produziert ebenfalls bis heute das Traditionsporzellan mit blauem Zwiebelmuster.
- Dubí (Tschechien): Eine von vier Fabriken weltweit, die das Zwiebelmuster noch nach der klassischen Methode herstellen.
- Tirschenreuth: Besonders frühe Stücke des hochwertigen Porzellans sind bei Sammlern sehr begehrt.
- Bavaria Germany (Oscar Schaller): Fusionierte 1917 mit Winterling. Sammler lieben Stücke mit dem Originalstempel von Oscar Schaller.
- Royal Tettau: Eine der ältesten Porzellanmanufakturen Deutschlands.
- Seltmann Weiden: Setzte das beliebte Zwiebelmuster um, allerdings nicht nur in blauer, sondern auch in grüner und roter Farbe.
- Nisshin Seika (Japan): Produzierte in den 1950ern das Blue Danube Porzellan mit dem deutschen floralen Muster.
- C. Teichert (Stadt Meissen): Existiert nicht mehr als eigenständige Marke. Teile mit Zwiebelmuster sind nur noch als Antiquität erhältlich.
- Winterling: Existiert nicht länger als Porzellanmanufaktur, doch ihr feines Zwiebelmuster-Porzellan bleibt bei Sammlern hochgeschätzt.
Nicht nur Geschirr oder Services wurden mit Zwiebelmuster gestaltet, auch Figuren oder Vasen. Dekorative Wanduhren kamen auf den Markt, einige Hersteller boten Bestecke an, deren Griffe mit Blue-Onion-Muster verziert sind. Es gab Serviertabletts und sogar Gläser bemalt oder graviert mit dem floralen Muster. Passend zum Geschirr gab es auch verschiedene Heimtextilien wie Tischdecken, Servietten und Küchentüchern.
Alte Stücke, neue Serien
Einige Firmen wie Dubi in Tschechien produzieren seit vielen Jahren Zwiebelmuster-Porzellan ohne Änderung des Dekors und der Form. Sie können Ihre Garnitur durch die traditionellen Teile vervollständigen. Zugleich kommen Neuheiten auf den Markt, die ein Service dekorativ und nützlich ergänzen. Aber auch Teller, Tassen etc. unterschiedlicher Hersteller lassen sich wunderbar miteinander kombinieren. Die ähnlichen Dekore ergänzen sich spannend und harmonisch.
Sehr gerne kaufen wir Ihr Porzellan mit Zwiebelmuster an. Gerade bei diesem Dekor sind Fehleinschätzungen leicht möglich, da auf dem Markt schier unübersehbar viel Porzellan mit dem ikonischen Muster angeboten wird. Auf unserer Ankauf-Seite können Sie sich ganz einfach ein Angebot erstellen lassen: Wählen Sie den entsprechenden Hersteller, von dem Sie etwas anbieten möchten, aus. Im nächsten Schritt tragen Sie “Zwiebelmuster” ein, z. B. Hutschenreuther Zwiebelmuster.
Möchten Sie Ihr Service ergänzen oder neu zusammenstellen? Sehr gerne! Das Zwiebelmuster ziert viele verschiedene Porzellanartikel, Geschirr, Teeservice, Serviergeschirr und Dekorationsartikel, die sich auf unterschiedlichste Weise zusammenstellen lassen. Besuchen Sie unseren Online-Shop.
Wissenswertes zu Zwiebelmuster in Kürze
Das Zwiebelmuster entstand in den 1730er-Jahren in der Meissner Porzellanmanufaktur.
Das Zwiebelmuster ist inspiriert von chinesischen Elementen wie Blumen und Früchten und stammt ursprünglich aus der Ming-Periode.
Das Zwiebelmuster zeigt Granatäpfel, Melonen, Pfirsiche, Zitrusfrüchte sowie Bambus, Chrysanthemen, Päonien- und Lotusblüten.
Das exotische Obst im Muster, wie Granatäpfel, wurde von den Meissnern zur Zwiebel umetikettiert, da die Menschen im 18. Jahrhundert solche Früchte nicht kannten.
Neben Geschirr wurden auch Figuren, Vasen, Wanduhren, Bestecke, Serviertabletts und Heimtextilien wie Tischdecken und Küchentücher mit dem Zwiebelmuster dekoriert.
Meissen, KPM Berlin, Hutschenreuther, Kahla/Triptis, Dubí (Tschechien), Tirschenreuth, Bavaria Germany (Oscar Schaller), Royal Tettau, Seltmann Weiden, Nisshin Seika (Japan), C. Teichert (Stadt Meissen), Winterling produzierten das Zwiebelmuster. Ihre Produkte sind für ihre hohe Qualität und teilweise einzigartige historische Bedeutung bekannt.
Zwiebelmuster-Geschirr wurde auch in grün und rot produziert, dies allerdings wenig erfolgreich. Das klassisch blaue Zwiebelmuster ist unangefochten am beliebtesten.