Kennzeichnung II. Wahl bei Porzellan

Was ist eigentlich Porzellan II. Wahl? Wie wird es gekennzeichnet? Gleich vorneweg, Porzellan wird vom Hersteller zur II. Wahl eingestuft und beschreibt nicht die Gebrauchs- bzw. Nutzungsspuren, die jedes Porzellan über die Jahre bekommen kann.

Die Abweichungen zur I. Wahl Qualität sind oft nur von Experten erkennbar. Porzellan der zweiten. Wahl zeigt keine groben Beschädigungen wie Macken, Sprünge oder Absplitterungen. Es handelt sich um hochwertiges Porzellan mit winzigen Fehlern. Ein kleiner Farbeinschluss, ein Dekorfehler, ein Glasurpickelchen genügen; schon entsprechen die Teile nicht mehr den Anforderungen einer makellosen ersten Wahl. 

Markiert wird dieses Porzellan in vielen Manufakturen mit einem kleinen Kratzer, dem sogenannten Schleifstrich an der Unterseite.

Die Unterseite bei Porzellan

Auf der Unterseite von hochwertigem Porzellan sind verschiedene Markierungen zu finden. Die Porzellanmarke bezeichnet den Herstellerbetrieb. Daneben stehen gelegentlich weitere Symbole. Bei handbemalten Stücken findet sich vielleicht die Malermarke in Form einer Malersignatur oder eines Monogramms. Ist neben der Porzellanmarke eine Ziffer aufgemalt, dann wurde eine Form ggf. in unterschiedlichen Größen auf den Markt gebracht. Die Ziffern auf Porzellan sind aber auch oft interne Nummer, mit denen meist nur der Hersteller selbst etwas anfangen kann. Manchmal können diese Nummern auf das Dekor hinweisen. Bei Goldrandservicen bezeichnet die oft 3 - 5-stellige Nummer in einigen Fällen das Dekor.  Doch wie kann ich Porzellan zweiter Wahl erkennen? Wie wird es gekennzeichnet?

Varianten in der Kennzeichnung der II. Wahl

Tatsächlich ist die Variationsbreite nicht so groß. Meißen, die älteste Porzellanmanufaktur Europas, begann, Ware zweiter Wahl mit einem Schleifstrich zu kennzeichnen. Viele Hersteller folgten dem Beispiel. Rosenthal, KPM Berlin, Hutschenreuther oder die  Königliche Porzellanmanufaktur Kopenhagen / Royal Copenhagen  - sie alle machen durch einen Schleifstrich ihre B-Ware kenntlich. Der sogenannte "Schleifstrich" taucht in unterschiedlichen Erscheinungen auf. Manchmal ist er kurz und 1 - 2 mm dick, manchmal ist er ganz dünn, wie ein Kratzer in der Glasur. Er kann nur wenige Millimeter oder aber auch 1 - 2 cm lang sein. Die Kennzeichnungen variieren, auch innerhalb eines Herstellers. Es lohnt sich also, immer ganz genau hinzuschauen; ggf. auch zu fühlen, ob es sich um einen II. Wahl Artikel handeln könnte.

  • Hutschenreuther (Bild 1)
    II. Wahl
    Schleifstrich

  • Royal Copenhagen (Bild 2)
    II. Wahl
    Schleifstrich

  • Royal Copenhagen (Bild 3)
    II. Wahl
    Schleifstrich

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Rosenthal bringt den Strich sowohl neben als auch durch den Herstellerstempel an. Auch hier gibt es wieder die unterschiedlichen Stären und Längen, mal ganz zart und dünn, wie ein Kratzer, manchmal aber auch markant dick.

Der Strich bei Hutschenreuther ist deutlicher, fast wie eine Kerbe. Eine Garantie ist das nicht, jedes Porzellanteil – egal von welchem Hersteller - muss sorgfältig untersucht werden.

Die Position des Striches ist ebenfalls nicht einheitlich. Das ist nicht verwunderlich, denn die Porzellanmarken wurden oft verändert und der Strich durch den Stempel entsprechend nicht einheitlich angebracht. Bei Meißener Porzellan führt er durch die Schwerter, darüber oder darunter. Er befindet sich jedoch meistens immer in der Nähe der Fabrikmarke. Ein dünner Kratzer am Rand, weit entfernt von den blauen Schwertern weist nicht zwingend auf zweite Wahl hin. Bei KPM Berlin läuft die zarte Ritzung oberhalb oder auch durch die blaue Zeptermarke. Bei Rosenthal – wie gesagt – gerne unterhalb des Schriftzugs, Royal Kopenhagen platziert ihn über den drei Wellen oder kreuzt sie aber auch manchmal.

  • Rosenthal (Bild 4)
    II. Wahl
    Schleifstrich

  • Hutschenreuther (Bild 5)
    II. Wahl
    Schleifstrich

  • Rosenthal (Bild 6)
    II. Wahl
    Schleifstrich

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FAZIT - Die Form und Größe sowie die Platzierung des Schleifstriches ist so vielfältig wie die Porzellanwelt selbst. Es gibt keine einheitlichen Markierungen, keine immer wiederkehrenden Platzierungen - auch nicht innerhalb einer Manufaktur. Oftmals ähneln sich die Schleifstriche, Kratzer, Ritzungen, ja manchmal ist der Schleifstrich so klein, dass er eher einem Punkt ähnelt. Nicht alle Hersteller nutzen den Schleifstrich, um die 2. Wahl Qualität zu kennzeichnen. Es gibt in der Porzellanwelt durchaus weitere Kennzeichnungen, wie farbliche Punkte oder ein anderes Symbol oder Schriftzug.

Warum wird ein Artikel zur zweiten Wahl erklärt?

Bis heute ist die Bezeichnung zweite Wahl nicht genormt. Porzellan erster Wahl ist frei von jeglichen Mängeln. Keinerlei Verformungen, perfekte Henkel oder Standringe/Standfüsse sowie makellose Glasuren und Oberflächen. Doch befindet sich ein kleiner Farbeinschluss oder ein Dekorfehler auf einem Teil, wird dieses Porzellan von hochwertigen Herstellern bereits herabgestuft. Glasurunebenheiten, ein Nadelstich, eine kleine Stelle ohne Glasur genügt. Auch minimale Größen- oder Farbabweichungen können einen Artikel zur II. Wahl machen.

Warum muss II. Wahl nicht schlechter sein als die I. Wahl Qualität?

Die winzigen Abweichungen sind völlig unerheblich für den Gebrauch. Zweite Wahl Ware kann eine wunderbare Gelegenheit sein, schönes Porzellan zu erschwinglichen Preisen zu bekommen. Natürlich muss man realistisch bleiben. Meißner Porzellan beispielsweise ist ein Luxusartikel und wird weltweit nachgefragt. Für kostbare Stücke zahlen Liebhaber horrende Preise – auch für Porzellan zweiter Wahl.

Die Schleifstriche bei Meissen, KPM Berlin ode TAITÜ

Auf Meißener Porzellan findet sich der Schleifstrich in mehreren Abstufungen. Generell gilt, ein Schleifstrich kennzeichnet undekorierte Weißware zweiter Wahl. Die feine Marke befindet sich an der Kreuzungsstelle der Parierstangen (der Schwerter) oder an deren Spitze. Zwei Striche durch den Stempel bedeuten zweite Wahl bemalter Porzellanteile.

Drei und vier Striche kennzeichnen bemalte Waren der dritten und vierten Wahl. Sie werden nur an Manufakturmitarbeiter verkauft. Stücke mit zwei gekreuzte Schleifstrichen bleiben zum Gebrauch in der Manufaktur.

Ein kleiner blauer Strich am Rand der der Unterseite hingeben, deutet eher auf ein Petermann-Strich hin. Ab 1972 kennzeichnete er Objekte, die in einem neuen Ofentyp gebrannt wurden.

Porzellan der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin der zweiten Sortierung wurde über dem Zepter mit einem Schleifstrich markiert und nicht bemalt.

TAITÜ kennzeichnet die zweite Wahl durch zwei Schleifstriche, die ein Kreuz bilden.

  • Meißen (Bild 7)
    II. Wahl
    2 Schleifstriche

  • Meißen (Bild 8)
    II. Wahl
    2 Schleifstriche

  • KPM Berlin (Bild 9)
    II. Wahl
    Schleifstrich

  • TAITÜ (Bild 10)
    II. Wahl
    Schleifstirch-Kreuz

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Seit wann gibt es die Kennzeichnung der zweiten Wahl?

Es ist nicht genau bekannt, wann die Kennzeichnung der zweiten Wahl begann. Im Juli 1774 teilte die Meißener Fabrikkommission dem Kurfürsten mit, dass ein Posten Porzellan misslungen sei. Sie hatten schlechtes Material geliefert bekommen, das minderwertige Geschirr wurde mit einem Kreuz gekennzeichnet. Das ist einer der ersten offiziellen Berichte über die Kennzeichnung zweiter Wahl. Vermutlich wurde aber bereits ab 1760 Ware von unterschiedlicher Güte entsprechend markiert. Denn Teile zweiter Wahl wurden beispielsweise an Mitarbeiter abgegeben und sollten nicht wieder als erste Wahl in den Umlauf kommen. Auch Hausmaler - freie Porzellanmaler, die es Anfang des 18. Jahrhunderts noch gab - übermalten die fehlerhaften Stellen. All das schadete dem Ruf der Manufaktur.

Namhafte Manufakturen und beliebte II. Wahl Serien

Beliebte Serien, die sich gut verkauften, werden auch oft in II. Wahl Qualität angeboten. Das äußerst populäre Maria weiß von Rosenthal oder das Zwiebelmuster von Hutschenreuther erfreuen sich auch heute noch in großer Beliebtheit, auch in der zweiten Wahl Qualität. 

Schöne zweite Wahl

Sind die Serien oder Teile auch in erster Wahl noch ausreichend auf dem Markt, dann ist Porzellan zweiter Wahl deutlich günstiger. Maria weiß von Rosenthal erhält man in zweiter Wahl wesentlich günstiger als die I. Wahl Qualtiät. Doch der absolute Preis hängt von sehr vielen Faktoren ab. Der Hersteller, das Alter, Muster und Design, Beliebtheit und Sammlerwert und der Zustand. Sehr gerne übernehmen wir auch Ihr altes Porzellan. Wir haben jahrelange Erfahrung im An- und Verkauf von altem Porzellan. Für mehr Informationen zu unserem Ankaufservice schauen Sie gerne hier vorbei!

Wissenswertes zu in Kürze

Porzellan II. Wahl wird vom Hersteller aufgrund winziger Fehler eingestuft, die für den Gebrauch irrelevant sind. Diese Fehler könnten ein kleiner Farbeinschluss, ein Dekor- oder Glasurfehler sein. Die Kennzeichnung erfolgt oft mit einem kleinen Kratzer bzw. einem Schleifstrich an der Unterseite.

Die kleinen Abweichungen beeinträchtigen nicht die Gebrauchstauglichkeit des Porzellans. Es handelt sich immer noch um hochwertiges Porzellan, das oft zu erschwinglichen Preisen erhältlich ist.

Hersteller wie Meißen, Rosenthal, KPM Berlin, Hutschenreuther und Royal Copenhagen kennzeichnen ihre II. Wahl Ware oft mit einem Schleifstrich.

Die Kennzeichnung kann in Form, Größe und Platzierung des Schleifstriches variieren. Einige Hersteller bringen den Strich neben oder durch den Herstellerstempel an, während andere ihn in der Nähe der Fabrikmarke platzieren.

Die Praxis, Porzellan II. Wahl zu markieren, begann wahrscheinlich bereits ab 1760. Ein früher Bericht aus dem Jahr 1774 erwähnt, dass fehlerhafte Ware mit einem Kreuz gekennzeichnet wurde. Diese Markierung sollte verhindern, dass minderwertige Ware erneut als erste Wahl verkauft wurde.

Ein Porzellanteil könnte II. Wahl sein, wenn er andere Kennzeichnungen wie farbliche Punkte oder andere Symbole aufweist. In einigen Fällen können auch minimale Fehler sichtbar sein, die auf eine II. Wahl hinweisen.