Porzellan- und Keramikarten

Porzellan ist nicht gleich Porzellan. Wer Geschirr vor sich stehen hat, weiß in der Regel nicht mit Sicherheit, um welche Art es sich handelt und wie es hergestellt wurde. Zurückzuführen ist das darauf, dass Porzellan auf unterschiedliche Weisen und aus verschiedenen Rohstoffen hergestellt werden kann. Für gewöhnlich enthält es Kaolin, eine eisenarme Tonerde, Quarz und Feldspat. Das Mischungsverhältnis, die Zugabe weiterer Rohstoffe sowie das konkrete Herstellungsverfahren sorgen jedoch für teils erhebliche Unterschiede. So gibt es zahlreiche verschiedene Porzellanarten, die jeweils eigene Eigenschaften aufweisen und sich in Qualität wie Preis unterscheiden. Welche Arten es gibt, wodurch sie sich auszeichnen und wie Sie die Qualität Ihres Porzellangeschirrs ermitteln können, verrät der vorliegende Beitrag.

Was ist der Unterschied zwischen Keramik und Porzellan?

Zunächst jedoch eine noch grundsätzliche Frage: Was ist der Unterschied zwischen Keramik und Porzellan? Vielen Endkund*innen ist nicht bekannt, dass es sich nicht um Synonyme handelt. Das ist auch darauf zurückzuführen, dass Geschirr aus Keramik sich optisch kaum von solchem aus Porzellan unterscheidet. Tatsächlich unterscheiden sich die beiden Erzeugnisse in ihren Ausgangsrohstoffen. Während Porzellan – wie bereits beschrieben – aus Kaolin, Quarz und Feldspat gefertigt wird, ist der Hauptbestandteil von Keramik Ton. Da Ton der weiter verbreitete und günstiger zu erhaltende Rohstoff ist, gilt das tonfreie Porzellan gegenüber Keramik als höherwertig.

Welche Arten von Porzellan und Keramik gibt es bei Geschirr?

Doch welche Arten von Porzellan und Keramik gibt es eigentlich und wie unterscheiden diese sich untereinander? Nachfolgend stellen wir die wichtigsten Porzellan- und Keramikarten kurz vor und gehen dabei insbesondere auf Herstellungsverfahren, Eigenschaften und Qualitätsbewertungen ein. Hier eine kurze Übersicht der im Anschluss ausfühlicher erläuterten Arten:

  • Vitro-Porzellan: Keramik mit hohem Anteil heller Tonerden, weniger robust und günstiger als echtes Porzellan.
  • Bone China: Echtes Porzellan, sehr robust und hochwertig, enthält Knochenasche.
  • Fine China: Keramikart, die Kaolin durch Ton ersetzt, weniger hochwertig als echtes Porzellan.
  • Fine Bone China: Weiterentwicklung von Bone China, besonders hochwertig und robust.
  • Steingut: Keramikart mit niedrigen Herstellungskosten, neigt zu Unterglassprünge und ist nicht spülmaschinengeeignet.
  • Ceracron: Hochwertige Keramik mit höherer Dichte, nicht spülmaschinengeeignet.
  • Fayence/Faience: Hochwertige Keramik mit langer Geschichte, oft kunsthandwerklich hergestellt.
  • Biskuitporzellan: Unglasiertes, marmorähnliches Porzellan, wird oft für Büsten verwendet.
  • Jasperware: Hochwertiges Steingut, entwickelt in England, oft für Vasen verwendet.
  • Hotelporzellan: Sehr robustes, echtes Porzellan für den Gastronomiebereich.
  • Weichporzellan: Echtes Porzellan mit spezifischen Rohstoffverhältnissen, weniger robust als Hartporzellan.

Vitro-Porzellan

Beim Vitro-Porzellan handelt es sich um eine Porzellanart, die bis 2011 durch die Firma Villeroy & Boch hergestellt wurde. Der Begriffsgebrauch ist jedoch erstmals aus den 1930er-Jahren belegt und bezeichnete ein Produkt, das einen relativ hohen Anteil heller Tonerden aufweist. Es handelt sich damit streng genommen um Keramik, nicht um echtes Porzellan. Von diesem unterscheidet es sich optisch durch seine ins Cremige reichende Scherbenfarbe (als Scherben wird das noch nicht glasierte, aber bereits gebrannte Porzellan bezeichnet) sowie in der Herstellung durch niedrigere Brenntemperaturen unterhalb von 1.000 Grad Celsius. Es ist deutlich günstiger als hochwertiges Porzellan und stellt damit ebenso wie das Steingut eine für breitere Massen erschwingliche Alternative dar, die jedoch weniger robust und weniger hochwertig ist. Sowohl im Privatbereich als auch in der Gastronomie ist es relativ weit verbreitet.

Vitro-Porzellan "Villeroy & Boch Alt Luxemburg"

Bone-China

Bone-China-Porzellan, auch Knochenporzellan genannt, ist echtes Porzellan, das als hochwertig gilt. Zurückzuführen ist das nicht nur auf den Einsatz der porzellantypischen Rohstoffe, sondern auch auf die hohe Kantenschlagfestigkeit bei gleichzeitig filigraner Ausarbeitung: Bone-China ist sehr robust, was dem Geschirr jedoch nicht anzusehen ist. Den porzellanüblichen Rohstoffen wird in der Produktion Knochenasche beigemischt. Darüber hinaus ist das Brennverfahren speziell: Die Temperatur beim Schrühbrand liegt bei 1.280 Grad Celsius und damit höher als die Glasurtemperatur von 1.080 Grad Celsius. Knochenporzellan ist spülmaschinenfest. Es sollte jedoch beachtet werden, dass eine sog. Aufglasur die Spülmaschinentauglichkeit beeinträchtigt.

Bone-China "Royal Albert Old Country Rose"

Fine China

Beim Fine China hingegen handelt es sich nicht um echtes Porzellan, sondern um Keramik. Ersichtlich wird das durch einen Blick in die Rohstoffliste: Kaolin wird hier durch gelb-weiß brennenden Ton ersetzt. Darüber hinaus sind die Brenntemperaturen niedriger als bei echtem Porzellan. Obwohl Fine China von den Herstellern vielfach als Porzellan bezeichnet wird, handelt es sich hier also um ein gegenüber echtem Porzellan weniger hochwertiges Produkt.

Fine China "Villeroy & Boch Florea"

Fine Bone China

Davon zu unterscheiden ist Fine Bone China. Hierbei handelt es sich wieder um echtes Porzellan, um eine Weiterentwicklung des bereits erwähnten Knochenporzellans. Seit 1817 wird Fine-Bone-China-Porzellan in Europa industriell hergestellt. Zuvor war das nicht möglich, was China eine Monopolstellung sicherte. Fine Bone China gilt als besonders hochwertiges Porzellan. Sein Scherben ist strahlend weiß und teilweise durchscheinend. Hieran lässt es sich deutlich etwa von Vitro-Porzellan oder anderer Keramik unterscheiden, die meist mattweiß oder cremig-weiß sind. Ebenso wie Bone China ist es zwar filigran ausgearbeitet, zugleich jedoch äußerst robust.

Fine Bone China "Roy Kirkham Redoute Roses"

Steingut

Beim Steingut handelt es sich um eine im 18. Jahrhundert in England entwickelte Keramikart. Sie besteht aus Ton, Quarz und Feldspat. Teilweise wird auch Calcit hinzugegeben. Ausgeformt werden Steingutprodukte meist im Gießverfahren. Hierbei wird die Rohstoffmasse in flüssiger Form in eine Negativform gegossen, aus der sie nach Aushärtung herausgelöst werden kann. Der Steingutscherben ist relativ porös. Ansonsten unterscheidet sich diese Keramikform, die günstig herzustellen ist, kaum von echtem Porzellan. Aus diesem Grund ist sie relativ beliebt und verbreitet. Es entwickelt jedoch leicht sog. Unterglassprünge, ist weniger robust als echtes Porzellan. Aufgrund des niedrigen Preises und des als positiv bewerteten Aussehens ist es heute jedoch sehr weit verbreitet. Unpraktisch ist, dass es nur bedingt spülmaschinengeeignet ist. Mit der Zeit wird die Glasur des Steinguts brüchig. Es sollte daher per Hand gewaschen werden.

Steingut "Bing & Gröndahl"

Ceracron

Ceracron ist eine geschützte Steingutmarke der Firma Friesland Porzellan. Entwickelt wurde die spezielle Steingutzusammensetzung in den 1970ern durch die Firma Melitta. Die Mischung zeichnet sich dadurch aus, dass sie relativ hart und widerstandsfähig ist. Das wiederum ist darauf zurückzuführen, dass das Material eine höhere Dichte als beim gewöhnlichen Steingut aufweist. Die Brenntemperatur liegt beim Einbrennen der Glasur bei 1.080 Grad Celsius, was für Keramik relativ hoch ist. In diesem Sinne handelt es sich bei Ceracron um eine hochwertige Keramik, jedoch nicht um echtes Porzellan. Ceracrongeschirr neigt aufgrund hoher Porosität dazu, Wasser aufzunehmen, was die Glasur leicht reißen lässt. Daher sollte es nicht in der Spülmaschine gewaschen oder in der Mikrowelle verwendet werden.

Ceracron "Friesland / Melitta Heidelberg Braun meliert"

Fayence/Faience (Keramik)

Ähnliches gilt für Fayence. Diese Keramikart ist nach der italienischen Stadt Faenza benannt und wird im Kunsthandwerk hergestellt. Gebrannt wird es bei niedrigen Temperaturen. Der Scherben zeichnet sich durch offene Porosität und Saugfähigkeit aus. Die Scherbenfarbe ist gelblich-grau oder rötlich-braun. Durch die Glasur mit Zinn wird die Farbe dem Weißen soweit möglich angenähert. Der Schrühbrand wird bei Temperaturen von 800 bis 900 Grad Celsius durchgeführt. Der Glausbrand bei etwa 1.100 Grad Celsius. Fayence-Keramik gilt als hochwertig und hat eine lange Geschichte. Erste Erzeugnisse lassen sich bereits um 500 v. Chr. in Mesopotamien und Persien nachweisen. Im 14. und 15. Jahrhundert verbreitete Fayence sich in Italien, wo es in der Renaissancezeit äußerst beliebt war. Auch in den Niederlanden verbreitete sich die Technik schnell. Hier wurde die Fayenceart Delfter Blau, die sich durch blaues Dekor auszeichnet, entwickelt. In Deutschland hingegen verbreitete Fayence sich eher zögerlich. Heute jedoch gibt es in Höchstadt an der Donau ein Fayencemuseum, das Fayencen, die im 17. und 18. Jahrhundert in Deutschland produziert wurden, ausstellt. Das deutet bereits an, dass Fayencekeramik als hochwertig gilt – teilweise werden für derartige Stücke hohe Preise bezahlt. Da Fayence zweimal gebrannt wird, ist sie spülmaschinengeeignet. Dennoch ist hier bei bestimmten Verzierungsarten Vorsicht angesagt.

Fayence/Faience "Spode Copeland Blue Tower"

Bisquitporzellan/Biskuitporzellan

Bisquitporzellan ist unglasiert gebranntes Porzellan mit hohem Feldspatanteil und einem geringen Quarzgehalt. Die fehlende Glasur sorgt dafür, dass es nur zu einer geringen Lichtreflexion kommt. Dadurch ähnelt das Porzellan Marmor, weshalb es nicht nur in der Geschirrherstellung verwendet wird, sondern auch zur Anfertigung von Büsten – hierfür wurde es ursprünglich entwickelt. In der Herstellung zeichnet es sich darüber hinaus dadurch aus, dass es zweimal gebrannt wird. Einmal gebranntes, unglasiertes Hartporzellan hingegen ist kein echtes Bisquitporzellan. Bisquitporzellan ist für Spülmaschine wie Mikrowelle geeignet.

Bisquitporzellan "Kaiser Weiß Biskuit"

Jasperware

Jasperware, benannt nach dem Mineral Jaspis, ist eine Form des Steinguts. Entwickelt wurde es von Josiah Wedgwood in England. Es sollte hohe kunsthandwerkliche Ansprüche erfüllen und sich an antiken Vorbildern orientieren. Jasperware wird bis heute produziert – und zwar nicht nur für Geschirr, sondern auch und vor allem für Vasen. Es gilt als hochwertige und beliebte Keramik.

Wedgwood Jasper Ware

Hotelporzellan / Gastrogeschirr

Als Hotelporzellan wird echtes Porzellan bezeichnet, das besonders robust gefertigt ist. Dieses Gastrogeschirr ist zwar aus hochwertigen Materialien gefertigt, gleicht in seinen praktischen Eigenschaften jedoch eher dem günstigeren Steingut. Das ist auf den Einsatzzweck zurückzuführen, der hohe Belastungen mit sich bringt. Dieses Gastrogeschirr stellt einen guten Kompromiss für all jene dar, die großen Wert auf Qualität, aber auch auf Praktikabilität legen. Hotelporzellan ist darüber hinaus spülmaschinenfest.

Hotelporzellan "Rosenthal Monbijou"

Weichporzellan

Weichporzellan ist zwar echtes Porzellan; das Mischungsverhältnis der verwendeten Rohstoffe ist jedoch ein spezielles. Meist werden hier zwischen 25 und 40 Prozent Kaolin, bis zu 45 Prozent Quarz und bis zu 30 Feldspat verwendet. Am teuren Kaolin, das bei Hartporzellan zwischen 47 und 66 Prozent ausmacht, wird damit gespart. Das sorgt dafür, dass Weichporzellan stoßempfindlicher ist und Temperaturschwankungen weniger gut toleriert. Gebrannt wird es bei eher niedrigen Temperaturen von maximal 1.350 Grad Celsius. Auch das bereits vorgestellte Knochenporzellan zählt zu den Weichporzellanen, nimmt durch seine hohe Stoßfestigkeit hier jedoch eine Sonderstellung ein. Weichporzellan darf in die Spülmaschine, wenn es nicht mit einer Aufglasur versehen ist.

Wie erkenne ich die Qualität meines Porzellans?

Prinzipiell gilt, dass Porzellan gegenüber Keramik höherwertig und teurer ist. Hartporzellan wiederum gilt gegenüber Weichporzellan als höherwertig, da es robuster und damit langlebiger ist. Wie die Beschreibungen der einzelnen Porzellan- und Keramikarten zeigen, gibt es hier jedoch Ausnahmen. Fayencekeramik etwa ist bei Sammler*innen beliebt und kann auf dem Markt hohe Preise erzielen, während Bone China und Fine Bone China zwar Weichporzellane, zugleich jedoch äußerst robust sind.

Die Qualität von Geschirr lässt sich durch Konzentration auf Scherbenfarbe und Gewicht erkennen. Diese sind für die einzelnen Keramik- und Porzellanarten jeweils spezifisch. Die Eigenschaften können der obigen Liste entnommen werden. Profis erkennen meist bereits bei genauerem Hinsehen, um welche Art von Porzellan oder Keramik es sich handelt. Entscheidend sind dabei insbesondere die folgenden Punkte:

  • Scherbenfarbe (meist heller, weißer bei echtem Porzellan)
  • Glasur (Art und Farbe der Verzierung, mögliche Unsauberkeiten)
  • Gewicht (höher bei echtem Porzellan)
  • Lichtdurchlässigkeit (höher bei echtem Porzellan)

Um per Blicktest sicher sagen zu können, ob es sich um echtes Porzellan oder eine günstige Alternative handelt, muss eine unglasierte Stelle betrachtet werden. Nur hier kann die tatsächliche Scherbenfarbe betrachtet werden. Wie die Ausführungen etwa zur Fine-China-Keramik zeigen, arbeiten Hersteller oft mit Glasurtricks, um Keramik als Porzellan auszugeben. Unglasiert bleibt bei Tellern und Tassen meist der Bodenring. Ist dieser weiß, handelt es sich um echtes Porzellan. Geht die Farbe ins Cremige, liegt hingegen günstiges Steingut o.ä. vor. Vollkommen verlässlich ist dieser Blicktest jedoch nicht, da einige Hersteller insbesondere beim Vitro-Porzellan Verfahren nutzen, bei denen auch der Bodenring glasiert wird.

Ein weiterer Anhaltspunkt ist das Gewicht des Geschirrs. Tendenziell gilt: Je schwerer es ist, desto wahrscheinlicher handelt es sich um hochwertiges Porzellan. Das ist auf die durch die Rohstoffe und das Brennverfahren bedingte Dichte der verwendeten Masse zurückzuführen.

Ebenfalls möglich, aber wenig zuverlässig ist der Lichttest. Porzellan sollte, wird es ins Licht gehalten, transparent erscheinen. Insbesondere bei robuster gefertigtem Geschirr aus Porzellan ist das jedoch häufig nicht der Fall, was jedoch keine geringe Qualität belegt.

Wissenswertes zu Porzellan & Keramik in Kürze

Porzellan wird hauptsächlich aus Kaolin, Quarz und Feldspat hergestellt und gilt als hochwertiger. Keramik hingegen besteht hauptsächlich aus Ton, was es günstiger und weniger robust macht.

Zu den wichtigsten Arten gehören Steingut, Vitro-Porzellan, Bone China, Fine China, Fine Bone China, Ceracron, Fayence, Biskuitporzellan, Weichporzellan und Jasperware. Diese unterscheiden sich in ihren Rohstoffen, Herstellungsverfahren und Eigenschaften wie Robustheit und Spülmaschinentauglichkeit.

Bone China ist echtes Porzellan, das durch die Beimischung von Knochenasche besonders robust und gleichzeitig filigran ist. Es wird bei hohen Temperaturen gebrannt und ist spülmaschinenfest.

Die Qualität lässt sich durch Scherbenfarbe, Gewicht und Lichtdurchlässigkeit bestimmen. Echtes Porzellan hat meist eine hellere, weißere Scherbenfarbe, ist schwerer und oft lichtdurchlässiger als Keramik.

Steingut sollte per Hand gewaschen werden, da die Glasur in der Spülmaschine brüchig werden kann. Auch andere Keramikarten wie Ceracron und Fayence sollten vorsichtig behandelt und idealerweise nicht in der Spülmaschine gereinigt werden, um Glasurschäden zu vermeiden.